Ein auf SPAM-Versand optimiertes System, wird in aller regel sehr viel daran gelegen sein, möglichst eine große Anzahl von Nachrichten in möglichst kürzester Zeit zu verschicken. Jede Verzögerung beim SPAM-Versand wird sich äußerst ungünstig auf die Erfolgsquote des Versenders auswirken. Hintergrund beim Thema greylisting ist nun, unbekannte Einlieferer mit einem temporären Fehler abzuweisen und so eine erneute erstmalige Zeitverzögerung zu erzwingen. Vergleichbar mit einer belegten Rufnummer bei einem Faksimilegerät.
Lediglich der aus den einschlägigen BSI1) verschickten SPAMs lässt sich so nicht beikommen. Hier kann aber mit dem policyd-weight ein weiteres wichtiges Werkzeug in die Waagschale geworfen werden.
Beides, greylisting wie auch policyd-weight setzen auf das PDP2) von Postfix auf. Mit Hilfe des Policy Delegation Protocols besitzt Postfix eine mächtige Schnittstelle, an der u.a. die wichtigsten Merkmale einer angebotenen eMail an eine externe Instanz zur Prüfung und Bewertung weitergegeben wird und anschließend darüber eine Entscheidung mitgeteilt bekommt, was mit der eMail passieren soll.
Für Centos steht ein RPM bereit, welches wir wie gewohnt einfach installieren.
yum install postgrey
Eigentlich muss man nicht postgrey sondern postfix konfigurieren.
Wir fügen also in unsere /etc/postfix/main.cf folgende Option nach # RBL überprüfen (Kapitel 10.11 Realtime Blackhole Lists) mit ein:
# Greylisting via postgrey checken via Unix-Socket (Kapitel 9.2.5 postgrey installieren) check_policy_service unix:postgrey/socket,
Beim vorliegenden postgrey-RPM ist neben der Festlegung von User- und Dateirechten auch gleich ein passendes Startupscript installiert worden. Somit reicht ein einfaches service postgrey start aus:
service postgrey start
Mit einem Blick in die Prozessliste können wir uns vergewissern, ob der daemon auch gestartet wurde:
# ps auxw | grep postgrey postgrey 8228 0.0 3.1 13220 8076 ? Ss Oct09 0:01 /usr/sbin/postgrey -d --unix=/var/spool/postfix/postgrey/socket
Selbstverständlich „verewigt“ sich postgrey auch im Logfile unseres Mailservers:
Oct 13 21:37:35 nss postgrey[21879]: Process Backgrounded Oct 13 21:37:35 nss postgrey[21879]: 2008/10/13-21:37:35 postgrey (type Net::Server::Multiplex) starting! pid(21879) Oct 13 21:37:35 nss postgrey[21879]: Binding to UNIX socket file /var/spool/postfix/postgrey/socket using SOCK_STREAM Oct 13 21:37:35 nss postgrey[21879]: Setting gid to "104 104" Oct 13 21:37:35 nss postgrey[21879]: Setting uid to "101"
Damit der postgrey-Daemon automatisch bei jedem Systemstart startet, denn ohne laufenden postgrey verweigert nun unser postfix die Annahme der Nachrichten, kann die Einrichtung des Start-Scripte über folgenden Befehle erreicht werden:
# chkconfig postgrey on
Die Überprüfungung ob die beiden Dienste (Daemons) postfix und postgrey wirklich bei jedem Systemstart automatisch mit gestartet werden, kann durch folgenden Befehle erreicht werden:
# chkconfig --list | grep post* postfix 0:Aus 1:Aus 2:Ein 3:Ein 4:Ein 5:Ein 6:Aus postgrey 0:Aus 1:Aus 2:Ein 3:Ein 4:Ein 5:Ein 6:Aus
Wichtig sind jeweils die Schalter on bei den Runleveln - 2 3 4 5.
Sollen einzelne Empfänger vom greylisting ausgenommen werden, wie z.B. die Role-Accounts abuse und postmaster, so definieren wir diese in der Ausnahmedatei postgrey_whitelist_recipients.
# cat postgrey_whitelist_recipients # postgrey whitelist for mail recipients # -------------------------------------- # put this file in /etc/postfix or specify its path # with --whitelist-recipients=xxx postmaster@ abuse@
Leider kommt es auch vor, dass vor allem große Provider hinter ihren MX ein cluster betreiben, die mit wechselnden IP-Adrressen aus einem Pool aufschlagen. Damit können unter Umständen Probleme mit dem Tribble aus HELO , IP-Adresse und Reverse-Lookup entstehen. Diese schalten wir dann bei Bedarf in der postgrey_whitelist_clients frei.
vim /etc/postfix/postgrey_whitelist_clients # 2008-10-08: 1und1.com (big pool, inserted by Django) #moutng.kundenserver.de /^.*\.kundenserver\.de$/
Am nachfolgenden Beispiel sehen wir, dass ein Connectversuch von einem uns unbekanntem Mailserver erst einmal mit einem 450er abgewiesen wird und später nocheinmal zugestellt werden soll.
Oct 12 04:35:39 nss postfix/smtpd[16118]: connect from mail04.mytoys-mail.de[213.61.120.248] Oct 12 04:35:41 nss postgrey[8228]: action=greylist, reason=new, client_name=mail04.mytoys-mail.de, client_address=213.61.120.248, sender=newsletter@mytoys-mail.de, recipient=wtlbrft@nausch.org Oct 12 04:35:41 nss postgrey[8228]: cleaning up old logs... Oct 12 04:35:41 nss postfix/smtpd[16118]: NOQUEUE: reject: RCPT from mail04.mytoys-mail.de[213.61.120.248]: 450 4.2.0 <wtlbrft@nausch.org>: Recipient address rejected: Greylisted, see http://postgrey.schweikert.ch/help/nausch.org.html; from=<newsletter@mytoys-mail.de> to=<wtlbrft@nausch.org> proto=ESMTP helo=<mail04.mytoys-mail.de> Oct 12 04:35:41 nss postfix/smtpd[16118]: disconnect from mail04.mytoys-mail.de[213.61.120.248]
Beim nächsten Zustellversuch wird die eMail dann entsprechend akzeptiert:
Oct 12 11:28:39 nss postfix/smtpd[21938]: connect from mail04.mytoys-mail.de[213.61.120.248] Oct 12 11:28:41 nss postgrey[8228]: action=pass, reason=triplet found, delay=24780, client_name=mail04.mytoys-mail.de, client_address=213.61.120.248, sender=newsletter@mytoys-mail.de, recipient=wtlbrft@nausch.org Oct 12 11:28:41 nss postfix/smtpd[21938]: 4EA6476022D: client=mail04.mytoys-mail.de[213.61.120.248] Oct 12 11:28:41 nss postfix/cleanup[21942]: 4EA6476022D: message-id=<200810120235.m9C2Zceo068208@mail04.mytoys-mail.de> Oct 12 11:28:41 nss postfix/qmgr[8783]: 4EA6476022D: from=<newsletter@mytoys-mail.de>, size=80786, nrcpt=1 (queue active) Oct 12 11:28:41 nss postfix/local[21943]: 4EA6476022D: to=<wtlbrft@nausch.org>, relay=local, delay=2.1, delays=2/0.02/0/0.06, dsn=2.0.0, status=sent (delivered to mailbox) Oct 12 11:28:41 nss postfix/qmgr[8783]: 4EA6476022D: removed Oct 12 11:31:13 nss postfix/smtpd[21938]: disconnect from mail04.mytoys-mail.de[213.61.120.248]